Ein Gastbeitrag von Holger Gräf
Der größte Unterschied zwischen Bargeld und Giralgeld ist, dass wir über Bargeld die physische Verfügungsgewalt haben. Wir können es überall mit uns herumtragen oder unters Kopfkissen stecken, wenn uns danach ist. Anders verhält es sich mit dem sogenannten Giralgeld. Es besteht im Prinzip aus nichts anderem als einer Zahl auf unserem Kontoauszug, die zudem nur unseren Anspruch auf die Verwendung dieser Geldmenge angibt.

Welche Probleme damit verbunden sein können, haben vor wenigen Wochen erst die Spanier und Franzosen erlebt. Als in Spanien und Teilen Frankreichs der Strom ausfiel – und das für einen längeren Zeitraum –, war auf einmal auch der Zugriff auf das Geld weg. Egal, ob man nun ein paar Hundert, ein paar Tausend oder ein paar Millionen sein (scheinbares) Eigen nannte … in dieser Situation war jeder arm wie eine Kirchenmaus.
Jeder? Nein – wer zufällig noch ein paar Scheine und Münzen in seinem Portemonnaie hatte, der war fein raus. Man darf nämlich nicht einfach erwarten, dass in einem solchen Szenario der soziale Zusammenhalt zwischen den Menschen sprunghaft ansteigen würde. Und man darf auch nicht glauben, dass nun urplötzlich die öffentliche Ordnung zusammenbräche. Kurzum: Wer etwas brauchte, musste nach wie vor dafür bezahlen. Dumm nur, wenn das ohne Bargeld einfach nicht möglich war.
Und genau aus diesem Grund wurden in Spanien und Frankreich auch diejenigen Kunden bevorzugt (oder sogar ausschließlich) bedient, die zahlungsfähig, d. h. mit Bargeld ausgestattet waren. Es gab offensichtlich viele solcher Menschen, denn die Regale waren recht schnell leergekauft.
Das reale Szenario, das uns in Deutschland ebenfalls jederzeit treffen könnte, zeigt einmal mehr, wie wichtig unser Bargeld ist. Es funktioniert nun einmal völlig unabhängig von Strom oder anderen äußeren Einflüssen. Solange die Menschen ihr Vertrauen in die Währung nicht verlieren, hilft uns Bargeld aus jeder kurzfristigen Notsituation. Freilich hält dieser Vorteil nicht lange an, denn wenn die Regale erst einmal leergekauft sind, bleiben sie auch leer, solange die Krise anhält. Daher ergibt es wenig Sinn, Unsummen in bar zu horten. Es macht einen lediglich zur Zielscheibe für Diebe und Räuber.
Doch einen gewissen Grundvorrat an Bargeld sollte jeder Mensch besitzen, damit ihn nicht der blanke Hunger plagt, wenn einmal der Strom ausfällt. Seltsamerweise findet sich dieser Hinweis in (fast) keiner öffentlichen Empfehlungsliste zur Krisenvorbereitung.
Dabei ist die Wahrscheinlichkeit eines längeren Stromausfalls in einem größeren Gebiet in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Mussten wir vor ein paar Jahren hauptsächlich in den Wintermonaten um unsere Stromversorgung bangen, weil die Gefahr von zu wenigen Ressourcen bestand, so müssen wir inzwischen vor allem in den Sommermonaten damit rechnen – weil die sogenannten „erneuerbaren Energien“ bei gutem Wetter zu viel Strom unkontrolliert ins Netz einspeisen und niemand ihn abnehmen will, da alle mit den gleichen Problemen kämpfen. Wird der Strom jedoch nicht abgenommen, bricht das Stromnetz genauso zusammen, als hätten wir zu wenig Strom.
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