Ein Gastbeitrag von Patrick Krone
Wir leben in einem Land, das mit einer Selbstgerechtigkeit auftritt, die kaum zu überbieten ist. Ein Land, das Weltkriege zu verantworten hat, das Europa verwüstet und Millionen Menschenleben auf dem Gewissen hat, aber heute den moralischen Zeigefinger so hoch hält, dass man ihn kaum noch unterscheiden kann von der Fahne der angeblichen Tugendhaftigkeit. Da steht Deutschland nun, belehrt die Welt, liefert Taurus in die Ukraine, Waffen in alle Ecken dieses Planeten und feiert sich selbst dafür, dass es „auf der richtigen Seite der Geschichte“ steht. Es ist beschämend.

Die Ukraine, ein Land, das seit Jahren von Korruption und rechtsnationalen Kräften durchzogen ist, wird als leuchtendes Vorbild für die Freiheit verkauft. Gaza, wo Menschen durch die israelische Armee vertrieben und ermordet werden, wird verschämt verschwiegen. Wo bleibt der gesellschaftliche Aufschrei? Stattdessen wird hierzulande jeder, der es wagt, Fragen zu stellen, sofort an die Wand gestellt: Wer sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausspricht, ist ein Putinknecht. Wer auf das Leid der palästinensischen Bevölkerung hinweist, ist Antisemit. Wer auf Friedensgespräche pocht, ist ein „Querdenker“, ein Spinner, ein Feind der Demokratie.
So sitzen die Menschen in diesem Land auf ihren Sofas, eingekuschelt in der warmen Decke der eigenen moralischen Überlegenheit, während draußen die Welt brennt. Sie lehnen sich zurück, swipen durch ihre Feeds, klicken auf Solidaritäts-Buttons, spenden Geld und glauben, sie hätten damit ihre Schuldigkeit getan. Dabei ist es genau diese Haltung, die uns alle so müde gemacht hat. Eine „bunte Tüte“ aus Betroffenheit, Empörung und Anklage, die jede ehrliche Debatte im Keim erstickt. Wer nicht mitmacht im Chor der Empörten, wer es wagt, eine eigene Meinung zu haben, wird aussortiert. Die Gesellschaft hat sich selbst geimpft mit einer Haltung, die jede andere Meinung als gefährlich brandmarkt.
Wo ist der Einsatz für den Frieden? Wo ist die Solidarität mit allen Menschen, die leiden – egal, ob in der Ukraine, in Gaza oder sonst wo? Wann haben wir aufgehört, Menschen einfach als Menschen zu sehen, statt sie nach ihrem Pass oder ihrer Religion zu sortieren? Dieses Land hat Angst vor einer echten Friedensbewegung. Es hat Angst davor, dass die Menschen auf die Straße gehen und fordern: „Schluss mit den Waffen! Schluss mit dem Töten! Verhandeln statt Bomben!“ Stattdessen erleben wir die paradoxe Situation, dass sich Friedensaktivisten dafür rechtfertigen müssen, dass sie für Frieden demonstrieren. Das ist an Absurdität nicht zu überbieten. Und es zeigt, wie sehr die Gesellschaft verlernt hat, die Dinge beim Namen zu nennen. Stattdessen klatschen wir brav Applaus, wenn Waffen an rechtsnationale Regime geliefert werden. Hauptsache, es fühlt sich moralisch richtig an.
Doch Moral ohne Mut ist wertlos. Moral ohne Empathie ist Heuchelei. Und genau das erleben wir in Deutschland Tag für Tag. Ich wünsche mir ein Deutschland, das wieder den Mut findet, für den Frieden aufzustehen. Ein Deutschland, das nicht nur der Ukraine applaudiert, sondern auch Palästina eine Stimme gibt. Ein Deutschland, das aufhört, die eigene Geschichte als Alibi für neue Kriege zu benutzen. Lasst uns den Finger wieder heben – nicht als moralische Keule, sondern als Zeichen des Protests.
Geht auf die Straße. Zeigt Gesicht für den Frieden. Nicht nur für einen Kriegsschauplatz, sondern für alle Menschen, die unter Bomben, Gewalt, Zerstörung und Unterdrückung leiden. Denn wenn wir eines aus unserer Geschichte lernen können, dann dies: Frieden fällt nicht vom Himmel. Frieden ist immer menschengemacht. Von uns. Von dir. Deutschland, wach auf. Stell dich deiner Verantwortung – aber diesmal mit Gleichwürdigkeit. Zeig, dass du aus deiner Geschichte gelernt hast. Nicht, indem du neue Waffen lieferst, sondern indem du dich für den Frieden einsetzt. Für alle.
Frieden ist kein Luxus. Er ist ein Menschenrecht. Und jeder von uns ist gefragt, dafür einzutreten. Egal, wie müde wir auch sind – und ganz egal, wie stark der Gegenwind ist.
Steh auf! Geh raus! Sei laut für den Frieden!