Wer AfD sagt, muss auch dieBasis sagen

Ein Gastbeitrag von Holger Gräf

Ein Aufruf an alternative Medien: Hört endlich auf damit!

Immer mehr Menschen wenden sich von den großen, althergebrachten Nachrichtensendern und Zeitungen ab, weil sie skeptisch sind. Viele suchen nach anderen Quellen, die unabhängig berichten und Kritik üben. Es gibt alternative Medien, Aktivisten und Influenzer, die versuchen, das zu bieten, was die Mainstream-Medien nicht mehr tun: faire, offene und ungeschminkte Informationen.

Doch hier liegt das Problem: Auch viele dieser alternativen Medien konzentrieren sich überwiegend auf eine einzige oppositionelle Partei – die AfD… und tun damit im Prinzip das gleiche, was auch die Mainstreammedien tun. Selbst wenn sie diese Partei kritisch betrachten, geben sie ihr eine ständige Plattform, während andere oppositionelle Stimmen kaum gehört werden.

Das System wird gespiegelt, nicht verändert oder gar neutral erweitert

Was ursprünglich als Korrektur gedacht war, wird zur Kopie: Alternative Medien übernehmen oft die gleiche Sichtweise wie die Mainstreammedien – nur mit umgekehrter Bewertung. Während die großen Sender die AfD anprangern und diskreditieren, stellen alternative Portale sie als letzte Verteidigung gegen das System dar. Echte Opposition ist aber vielfältig. Wer nur eine einzige Stimme hört, verpasst andere wichtige Perspektiven – ob absichtlich oder aus Bequemlichkeit. Dabei nehmen sie der Opposition gleichzeitig jede Möglichkeit einer ernsthaften strategischen Ausrichtung, welche mit einer einzelnen Partei schlicht und ergreifend unmöglich ist.

Es gibt Bewegungen, Initiativen und Parteien wie dieBasis oder auch die WerteUnion bzw. das Bündnis Deutschland, die neue Wege abseits von Empörung und Skandalen suchen. Doch diese Gruppen sind in alternativen Medien kaum zu finden. Sie werden nicht erwähnt oder diskutiert – sie erscheinen einfach nicht. Und das heißt: Sie erhalten bei Wahlen keine Stimmen und können nicht eingreifen. Im Ergebnis bleibt daher der ersehnte, politische Wandel stets aus. Er KANN gar nicht stattfinden.

Alternative Medien tragen Mitverantwortung am politischen Scheitern

Wenn Medien sich als Gegenöffentlichkeit sehen, müssen sie mehr tun, als nur die Erzählungen der großen Medien umzudrehen. Sie sollten breiter denken, differenzierter berichten und nicht nur auf Reichweite aus sein. Es reicht nicht, einfach gegen „die da oben“ zu sein, während andere wichtige Stimmen ignoriert werden.

Der ständige Fokus auf die AfD – ob kritisch oder zustimmend – lässt andere politische Kräfte in den Hintergrund rücken. So tragen auch alternative Medien zur Schrumpfung der Meinungsvielfalt bei, die sie eigentlich erweitern wollen. Und gleichzeitig würgen sie jede Chance auf einen echten Politikwechsel ab.

Auch die Leser sind gefragt

Viele Menschen hören sich alternative Medien an, weil sie die ganze Wahrheit wissen wollen. Doch hier sollte man auch kritisch bleiben. Überlegt mal: Warum wird ständig nur über eine bestimmte Partei berichtet? Warum hört ihr so wenig über andere oppositionelle Bewegungen? Warum habt ihr nicht mehr Informationen über gemäßigte Parteien, die vielleicht für CDU-Wähler sehr viel interessanter wären, als die AfD oder über neue Initiativen? Warum lasst Ihr Euch auf einen Kampf zwischen AfD und dem gesamten Rest der (medienbekannten) Parteienlandschaft ein? Auf einen Kampf, der nicht zu gewinnen ist – zumindest nicht so, wie sich viele das vorstellen.

Kritisches Denken sollte nicht aufhören, wenn man die herkömmlichen Nachrichten abschaltet. Es fängt an mit der Frage, ob auch die neue Informationsquelle möglicherweise einseitig ist. Und viele alternative Medien sind das – wenn auch aus anderen Gründen wie die großen: Sie brauchen Klicks, Aufmerksamkeit und Polarisierung.

Alternative Medien könnten eine wichtige Rolle spielen. Sie sollten Platz für Vielfalt, neue Ideen und echte Demokratie bieten. Aber sie gefährden dieses Potenzial, wenn sie nur eine vermeintliche Opposition sichtbar machen und andere systematisch ignorieren.

Wer AfD sagt, muss auch dieBasis sagen. Er muss die gesamte Landschaft der Widerstandsparteien abbilden. Wer das nicht tut, kann sich nicht ernsthaft für einen Ersteller umfassender Informationen halten. Und wer als Leser nur das aufnimmt, was die eigene Meinung bestätigt, wird nie erkennen, wie vielfältig die politische Landschaft wirklich ist und welche Chancen sie tatsächlich bietet.

Es ist an der Zeit, die Filterblasen zu durchbrechen – auch bei den alternativen Medien. Und sollte ihnen dies nicht gelingen oder auf Unwillen stoßen, so hilft wohl nur „abschalten“. Erneut! Denn das hieße, die alternativen Medien manipulieren die Realität exakt genauso wie ihre vermeintlichen Vorbilder.

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie.
Den ersten Teil findest Du hier.
Den zweiten Teil findest Du hier.

Mach mit! Sollten alternative Medien die ganze Bandbreite der Widerstandsparteien abbilden? (Mehrere Antworten möglich)

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