Donald Trump und der Sturz der Hoffnung

Ein Gastbeitrag von Holger Gräf

Erinnerst du dich noch an die Hoffnung vieler, als Donald Trump sich anschickte, das Weiße Haus (erneut) zu erobern? Damals im Frühjahr und Sommer 2024, als der US-Präsidentschaftswahlkampf auf Hochtouren lief?

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Erinnerst du dich an den Jubel in Teilen Deutschlands, als Trump am frühen Morgen des 6. November 2024 zum Sieger erklärt wurde – mit einer überwältigenden Mehrheit der Wahlmännerstimmen?

Endlich, so meinten viele, die sich nichts sehnlicher wünschten als einen politischen Wandel im Westen, sei die Zeit der Lügen, der Korruption und der linken Wokeness vorbei. Endlich sei der Moment gekommen, sich auf konservative Werte zu besinnen. Endlich – so hofften sie – würde sich der Vorhang lüften, der seit Jahrzehnten Politik und Bevölkerung trennt. Endlich Frieden statt Krieg.

Trump hatte viel versprochen: die Beendigung der Kriege in der Ukraine und in Gaza, die Aufklärung der Attentate auf John F. Kennedy und Robert F. Kennedy sen., ein hartes Vorgehen gegen illegale Einwanderung, die Abschaffung linker Ideologien – und nicht zuletzt die Veröffentlichung der lange erwarteten Kundenliste eines gewissen Jeffrey Epstein. „Dann gehen Leute wie Bill Gates endlich in den Knast“, frohlockte es aus dem Trump-Lager.

Am 20. Januar 2025 wurde Donald Trump offiziell als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt.

Zunächst legte er los: Er schloss die Grenzen, ließ einige illegale Einwanderer abschieben, trat aus der WHO aus und kappte die Finanzierung für links-woke Projekte an Universitäten. Er begnadigte die wegen des Sturms aufs Kapitol Inhaftierten.

Doch dann verschwand der Trump, auf den viele all ihre Hoffnungen gesetzt hatten.

Der „neue“ Trump glänzte nun durch erratische Strafzölle gegen so gut wie jedes Land – nur um sie bei Widerstand wieder zu senken. Er demütigte den ukrainischen Präsidenten öffentlich, kappte (wie versprochen) jede Unterstützung und Waffenlieferung – nur um sie Wochen später um so stärker wiederaufzunehmen. Er lobte und drohte Wladimir Putin im ständigen Wechsel, kündigte an, den Gazastreifen „entvölkern“ zu wollen, beanspruchte erst Grönland, dann Kanada und begann schließlich einen Bombenkrieg gegen den Iran.

Doch eines tat er nicht – und das war für viele seiner Anhänger das entscheidende Versprechen: Die Epstein-Kundenliste blieb unter Verschluss. Zunächst schien er sie einfach vergessen zu haben, dann bat er um etwas Geduld. Zwischenzeitlich ließ seine Justizministerin Pamela Bondi verlauten, die Akte liege bereits auf ihrem Tisch.

Dann jedoch kam die Kehrtwende: Als Elon Musk – mittlerweile mit Trump zerstritten – am 5. Juli 2025 öffentlich behauptete, Trump halte die Liste zurück, weil er selbst darauf stehe, bestritt der Präsident plötzlich, dass es überhaupt eine solche Liste gebe.

Und damit nicht genug: Trump erklärte nun, Epstein habe sich tatsächlich selbst getötet – am 10. August 2019 im Metropolitan Correctional Center in Manhattan. Als Beweis ließ er ein Überwachungsvideo veröffentlichen – ausgerechnet ohne die entscheidende Minute.

Wenig später entließ er die für den Fall zuständige Generalstaatsanwältin Maurene Comey.

Es ist offensichtlich: Der Hoffnungsträger Trump wurde in weniger als sechs Monaten zum Gegenteil dessen, was viele sich erhofft hatten. Der Mann, der Aufklärung versprach, scheint am Ende selbst Teil jenes undurchsichtigen Apparats zu sein, gegen den seine Wähler einst protestierten – des sogenannten „Deep State“.

Einmal mehr zeigt sich: Politische Extreme sind keine Lösung. Man heilt eine aus dem Gleichgewicht geratene Politik nicht, indem man ihr Spiegelbild wählt – ebenso radikal, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Wer das tut, ersetzt das eine Problem durch ein anderes.

Bemerkenswert ist: Viele konservative Wähler in Deutschland sehnen sich nach einer Politik zurück, wie sie etwa mit Helmut Kohl endete. Eine Politik, die gerade durch ihren Mangel an Extremen überzeugte – wie zuvor schon die Regierungen unter Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt und Schmidt.

Diese Politik war weder sozialistisch noch libertär, weder extrem progressiv noch dogmatisch konservativ. Sie bemühte sich um Ausgleich – nicht um Konfrontation.

Wir in Deutschland sollten wachsam sein, damit auf eine viel zu weit nach links ausgeschlagene Politik nicht eine ebenso extreme Rechte folgt. Denn wenn das geschieht, steht auch hierzulande bald eine Regierung à la Donald Trump vor der Tür. Eine Regierung, die viel verspricht, wenig hält und am Ende nur Unheil anrichtet.