Ein Gastbeitrag von Karis Düster
Was, wenn die eigentliche Frage eine andere ist:
Was kann der Mensch tun, um diesen wunderschönen Planeten zu bewohnen, Fortschritt zuzulassen und zugleich das Gleichgewicht der Erde so zu wahren, dass sie für uns langfristig bewohnbar bleibt?

Gleichgewicht – ein fragiles Prinzip
„Gleichgewicht ist ein Zustand, der akut bedroht ist, sobald er eintritt.“
Die Erde bildet fortlaufend Gleichgewichte: global und lokal – in Wasserkreisläufen, in Biotopen und in deren wechselseitigen Beziehungen. Diese Gleichgewichte sind fragil, werden gestört – und doch reagiert die Natur: Sie heilt, passt sich an, bildet neue Zustände aus. Der Wandel ist Teil des Gleichgewichts.
Die Natur arbeitet in Kreisläufen: Sie nimmt Wasser, Nährstoffe, CO₂ aus der Atmosphäre auf, wandelt sie um und gibt sie zurück. Alles ist verbunden – wie ein lebendiger Organismus, im Ganzen wie in seinen kleinsten Teilen.
Menschliches Wissen – wachsend, aber begrenzt
Der Mensch hat lange gebraucht, um die Zusammenhänge seiner Umwelt zu begreifen. Früher lebte er im regionalen Einklang mit dem Wandel – er beobachtete, verstand oberflächlich, handelte nach Erfahrungswissen.
Heute haben sich unser Radius und unser Wissen erweitert – ebenso wie die offenen Fragen. Die Erde ist ein äußerst komplexes System mit unzähligen Variablen. So sehr wir auch glauben möchten, die Prozesse zu verstehen – wir sind noch weit davon entfernt.
„Das Klimasystem ist ein gekoppeltes, nichtlineares, chaotisches System. Daher ist die langfristige Vorhersage zukünftiger, exakter Klimazustände nicht möglich.“
Ein einfaches Beispiel für solche Dynamik ist das Doppel- oder Multipendel. Es zeigt anschaulich, wie schwer kontrollierbar und unvorhersehbar ein komplexes System ist.
Die Physik selbst hat sich gewandelt: Was einst mit Newton als vollständig galt, wurde von der Quantenphysik infrage gestellt und erweitert.
Der Mensch verändert das Gleichgewicht
Unbestritten ist: Der Mensch greift massiv in das Gleichgewicht der Erde ein.
Schaut euch um: Die Wunden, die wir der Erde zufügen, sind unübersehbar – im Tagebau, in den Städten, auf Feldern, durch Straßen, Schienen, Flugplätze, Staudämme, trockengelegte Moore und Wälder. Die Natur heilt manches – anderes bleibt dauerhaft zerstört.
Auch die Stoffe, die wir in Luft und Wasser abgeben, sind oft schädlich – für Tiere, Pflanzen und für uns selbst.
Ja, wir haben viel gelernt. Aber wir wissen noch zu wenig. Trotzdem könnten wir schon jetzt vieles besser machen. Fangen wir an!
Was hilft denn nun?
Sollten wir weniger werden, aufhören, Rohstoffe zu verbrauchen und wieder wie Naturvölker leben – im Einklang mit der Natur? Das wäre ein Weg. Und manche Menschen entscheiden sich genau dafür.
Aber was, wenn wir unsere Intelligenz und Ressourcen nutzen, um Kreisläufe zu entwickeln – technische und organische? Wenn wir Wohlstand und Fortschritt erhalten, dabei aber auf das Sinnlose verzichten? Wenn wir uns nicht weiter von der Natur emanzipieren, sondern im gegenseitigen Nutzen mit ihr leben?
Keine Augenwischerei – echte Verantwortung
Es hilft der Natur nicht, wenn wir an einer Stelle zerstören und an anderer Stelle mit Geld ausgleichen. Das ist moderner Ablasshandel, der bestenfalls unser Gewissen beruhigt, aber nicht der Natur hilft.
Und ja, mit dem heutigen Stand der Technik werden wir etwa Schwerindustrie nicht vollständig umweltfreundlich betreiben können. Kompensation und Forschung bleiben notwendige Wege, um mittelfristig Lösungen zu entwickeln.
Die CO₂-Vereinfachung – ein gefährlicher Tunnelblick
Die Reduktion von CO₂ ist wichtig – aber sie ist nicht die einzige Stellschraube. Der Fokus auf eine einzige Variable führt zu gefährlichen Vereinfachungen. Schon jetzt dient der gesunkene CO₂-Anteil in der Energieproduktion als Freifahrtschein für gesteigerten Verbrauch – Hauptsache, es ist „grüne“ Energie.
Doch selbst „gute“ Energie hat Nebenwirkungen: Hyperscale-Datacenter etwa sind extrem wasser- und energieintensiv. Rechtfertigen wir diesen Verbrauch wirklich nur damit, dass der Strom „sauber“ ist?
Vernachlässigte Nebenwirkungen – Parallelen zur Corona-Zeit
Der Tunnelblick auf CO₂ erinnert an die Fixierung während der Corona-Zeit: Zuerst auf das Virus, dann auf wenige Experten, schließlich auf die Impfung als einzige Rettung. Nebenwirkungen, alternative Medikamente und gesellschaftliche Folgen wurden ignoriert oder geleugnet.
Auch beim Klimaschutz gilt: Einseitigkeit schadet. Wir dürfen nicht andere Schäden billigend in Kauf nehmen, nur um eine Kennziffer zu optimieren.
Was wir brauchen: Ganzheitliche Lösungen
Wir brauchen:
- Expertise aus verschiedenen Disziplinen
- eine starke, unabhängige Wissenschaft
- und den Willen zur Zusammenarbeit über Fach- und Ländergrenzen hinweg
Nur gemeinsam können wir Wege entwickeln, wie wir zerstörungsfrei, ungiftig und nachhaltig produzieren und leben – weltweit. Denn wir haben nur diese eine Erde.
Alles hängt mit allem zusammen.
Was heißt das konkret?
Freiheit
dieBasis fordert eine freie Wissenschaft, die interdisziplinär forscht – ergebnisoffen, unabhängig, transparent.
Machtbegrenzung
dieBasis fordert ideologiefreie und lobbyunabhängige Entscheidungen in der Energie- und Umweltpolitik. Die Versorgung der Allgemeinheit darf nicht den Interessen weniger untergeordnet werden.
Achtsamkeit
dieBasis fordert eine ganzheitliche Bewertung aller Energieträger – von der Gewinnung bis zur Entsorgung („von der Wiege bis zur Bahre“). Entscheidungen müssen standortbezogen getroffen werden, unter Berücksichtigung lokaler und globaler Auswirkungen.