Der Weg der politischen Reformation – Zeit für ein Ende der Götzenanbetung

Ein Gastbeitrag von Patrick Krone

Es ist, als ob wir einem alten Ritual zuschauen, das längst seinen inneren Sinn verloren hat. Die Bühne der Politik gleicht einem Tempel, in dem nicht mehr für den Menschen, sondern für den Machterhalt geopfert wird. Parteien treten an wie Priester einer verlorenen Religion – sie sprechen in Weissagungen, sie versprechen Erlösung, sie fordern Glauben. Doch ihr Gott ist leer. Ihre Altäre dienen nicht mehr dem Gemeinwohl, sondern dem Erhalt des eigenen Apparats.

politische Reformation

Die politische Klasse hat sich weit entfernt vom Menschen, der sie gewählt hat. Sie verwaltet, reguliert, kontrolliert, aber sie gestaltet nicht mehr aus einer inneren Wahrheit heraus. Man hat den Eindruck, dass Politik heute wie eine Maschine läuft, die niemand mehr wirklich steuert. Die Parteiprogramme gleichen sich, die Gesichter wechseln, die Sprache bleibt dieselbe. Was zählt, ist der Platz am Trog. Und dieser Platz wird mit Zähnen und Klauen verteidigt, nicht für das Volk, sondern für den eigenen Vorteil.

Dabei ist der eigentliche Auftrag der Politik ein heiliger: dem Menschen zu dienen, seine Freiheit zu schützen, eine Zukunft zu ermöglichen, in der er sich als geistiges Wesen entfalten kann. Doch dieser Auftrag wurde vergessen. Heute zählt die Schlagzeile mehr als die Wahrheit. Die Inszenierung mehr als der Inhalt. Wer sich dem Spiel nicht beugt, wird ausgegrenzt. Und wer nicht wählen will, wird moralisch belehrt, als hätte er seine Bürgerpflicht verletzt. Doch vielleicht ist Nichtwählen nicht Gleichgültigkeit, sondern ein stilles Nein zu einem kranken System.

Wir stehen an einem Wendepunkt. Die äußere Ordnung zerfällt, weil ihr der innere Halt fehlt. Die Götzen, denen wir so lange gedient haben – Parteiideologien, Machtblöcke, leere Versprechen – zeigen ihr wahres Gesicht. Sie bieten keine Orientierung mehr, sie nähren sich selbst. Das System ist vom Sich-selbst-Erhalten übersättigt geworden.

Was aber heißt Reformation in unserer Zeit?

Nicht die Gründung neuer Parteien. Nicht der Ruf nach einem „besseren Kanzler“. Nicht der Wechsel der Kostüme auf der Bühne. Die wahre Reformation beginnt im Inneren des Menschen. Sie beginnt dort, wo der Mensch aufhört, sich führen zu lassen, und beginnt, selbst zu denken. Wo er nicht mehr glaubt, dass andere es schon richten werden. Wo er erkennt, dass Politik ohne geistige Grundlage nur noch Verwaltung von Interessen ist, aber keine Zukunft schaffen kann.

Der Weg der politischen Reformation führt durch den einzelnen Menschen hindurch. Er muss den Mut finden, die Masken zu durchschauen. Er muss aufwachen aus der Betäubung. Und er muss wieder fragen: Was ist der Sinn des Menschseins? Was ist der Sinn des Zusammenlebens? Was ist wahre Freiheit?

Die Götzen werden fallen – früher oder später. Aber was danach kommt, liegt in unserer Verantwortung. Nur wenn wir beginnen, Politik wieder als eine Aufgabe des Geistes zu verstehen, kann etwas Neues entstehen. Frei, wahrhaftig, menschenwürdig.