Ein Plädoyer für die deutsche Sprache
Wer gibt nicht völlig entnervt beim Lesen von Texten auf, die vollgespickt sind mit Sternchen *, Binnen- I, Doppelpunkten, jede Menge _innen und Neutralformen wie „Besuchende, Laufende, Forschende….usw. ?

Der Rat für deutsche Rechtschreibung (RdR) ist verantwortlich für das Amtliche Regelwerk der deutschen Sprache und entschied im März 2021, keine Sonderzeichen wie Genderstern (*), Unterstrich (_), Doppelpunkt (:) etc. in das Amtliche Regelwerk aufzunehmen, da diese die Lesbarkeit, Vorlesbarkeit und Eindeutigkeit sowie auch Übersetzung der deutschen Sprache beeinträchtigen. Seit dem 1. Juli 2024 ist das aktualisierte Regelwerk für Schulen und die Verwaltung im gesamten deutschsprachigen Raum offiziell.
,,Wortbinnenzeichen wie Unterstrich, Gender-Stern, Doppelpunkt oder andere Sonderzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthographie.“
Josef Lange, Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung
Darüber hinaus sprach sich Lange dafür aus, dass sich bestenfalls auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und andere Medien an die Empfehlungen halten sollten, um Zusammengehörigkeit und Akzeptanz ihrer Berichterstattung zu gewährleisten.
Hinsichtlich der Neutralformen (Studierende, Lehrkräfte, Forschende etc.) weist der Rat auf sprachliche Grenzen dieser Formen hin.
Medien gendern entgegen allen Empfehlungen weiter
Trotz der offiziellen Empfehlungen und Festlegungen durch den Rat für deutsche Rechtschreibung, wird in den offiziellen Medien weiter munter gegendert. Der Kinderkanal KiKA nutzt z.B. ausdrücklich Genderzeichen und in vielen aktuellen Kinderbüchern und Schulunterlagen finden sich geschlechtsneutrale Begriffe wie „Lehrkraft“ statt „Lehrer“ oder „Lehrerin“. Es wird bereits künstliche Intelligenz eingesetzt, um Kinderbücher auf Gendergerechtigkeit zu prüfen oder umzuschreiben.
Gendern ist die Sprache der Mächtigen
In dem neuen Buch des Sprachkritikers Matthias Heine „Der große Sprachumbau“, rechnet Heine mit dem angeblich progressiven Sprachwandel ab und prangert alle Formen des vermeintlich progressiven Neusprechs an. Sowohl das Gendern, die leichte Sprache als auch die Wahl von sog. Unwörtern.
Heine legt dar, dass heute eine radikale, identitätspolitische Linke versucht, die Sprache umzubauen.
Die deutsche Sprache sei vor rund 1200 Jahren entstanden und sei das vielleicht einzige wahre Volkseigentum, das es je gegeben habe. Dieses Eigentum an der Sprache soll nun plötzlich enteignet werden. Der Zugriff sei massiv und gehe auch von staatlichen Institutionen aus.
Matthias Heine beschreibt in seinem Buch, dass es diesmal nicht um die Veränderung oder Übernahme einzelner Wörter gehe, sondern es werde versucht Pronomen wie „they“ und „them“ zu etablieren und man sagt „Geflüchtete“ statt „Flüchtlinge“. Es geht an die Struktur der Sprache, soweit seien nicht einmal die DDR und die Nazis gegangen.
Bei einem echten Sprachwandel entscheiden sich immer mehr Menschen zum Gebrauch eines Wortes oder Zeichens. Das ist Sprachwandel von unten sagt Matthias Heine, wenn beispielsweise der Deppenapostroph, ein falsch gesetzter Apostroph, also z.B. „Michael´s Auto“ (falsch) statt Michaels Auto (richtig), häufig in Anlehnung an das Englische verwendet wird. Der Duden hat irgendwann reagiert und für bestimmt Fälle, wie in Firmennamen, den Deppenapostroph erlaubt.
Ein interessantes Beispiel für den Sprachwandel von unten, ist die Herkunft des Wortes „tschüs“. Das Wort leitet sich aus dem spanischen „adios“ ab. In der Seemannssprache wurde das Wort ,,adios“ so verändert, dass am Ende unser „tschüs“ daraus wurde. Millionen von Sprechern haben sich entschieden, so zu sprechen.
Heine erklärt, dass wir im Moment keinen echten Sprachwandel sehen, obwohl dies immer als ein solcher erklärt wird. Der gegenwärtige Sprachumbau gehe von kleinen Interessengruppen aus, welche die Gesellschaft über die Sprache formen wollen. Der Sprachumbau sei plötzlich allgegenwärtig. Er sei zur Sprache der Macht geworden, sagt Matthias Heine.
Hier geht es zum Interview mit Matthias Heine
Plädoyer für die deutsche Sprache
dieBasis NRW plädiert für die deutsche Sprache. Für ihren Erhalt, ihre Pflege, ihre kreative Nutzung. Für eine Entwicklung der deutschen Sprache von unten statt von oben. Für das bewusste Lesen, Hören, Sprechen und Schreiben.
Deutsch ist mehr als ein Kommunikationsmittel, es ist ein kultureller Schatz, ein Werkzeug präzisen Denkens und ein Spiegel unserer Geschichte. Wer Deutsch spricht, hat Zugang zu Goethe und Schiller, zu Kant, Nietzsche und Hannah Arendt. In kaum einer Sprache lässt sich so feinsinnig argumentieren, so exakt differenzieren, so kreativ spielen. Ob Komposita wie „Weltanschauung“, „Zeitgeist“ oder „Fernweh“, die deutsche Sprache bietet Begriffe, die in anderen Sprachen oft nur umständlich umschrieben werden können.
Gleichzeitig ist Deutsch eine Sprache der Innovation. In Wissenschaft, Technik und Philosophie hat sie Maßstäbe gesetzt. Sie zwingt zur Klarheit, denn sie hat einen Satzbau, der Denken strukturiert und sich nicht beliebig verdrehen lässt. In der deutschen Sprache liegt nicht nur Ausdruckskraft, sondern auch Ordnung.
Natürlich ist Sprache im Wandel, das war sie immer. Doch Wandel bedeutet nicht Aufgabe. Wer Deutsch pflegt, pflegt nicht bloß eine Sprache, sondern auch ein Stück Identität. Und Identität ist keine Schranke, sondern eine Brücke: Wer seine eigene Sprache achtet, wird auch die anderer mehr zu schätzen wissen.
Die deutsche Sprache ist keine Last, sie ist ein Geschenk. Lassen wir sie nicht verstauben und nicht umbauen, sondern nutzen wir sie, gestalten wir sie, leben wir sie.