Hermann Ploppa, Politologe und dieBasis-Mitglied, hat für Manova (10.2.24) das Interview von Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin analysiert.
Tucker Carlsons demonstrative Bereitschaft, dem russischen Präsidenten zuzuhören, statt ihn zu dämonisieren, ist eine krasse Auflehnung gegen den US-amerikanischen (und deutschen) Mainstream. Dazu Ploppa: „Der Westen befindet sich im heißen Krieg mit Russland. Eine Krieg führende Macht tut alles, um den Feind nicht mehr als Menschen sichtbar zu machen. Dämonisierung ist angesagt. Wer dieses Tabu bricht, muss unschädlich gemacht werden. Nun hat Amerikas beliebtester TV-Moderator Tucker Carlson genau dieses Tabu gebrochen.“
Tucker Carlson, der wegen seiner Kritik an dem Investmentriesen BlackRock seine erfolgreiche Talk Show beim US-Sender Fox News verlor, schreibt gerade Geschichte. Der Moskau-Besuch des US-Talkmasters stößt als mediale Friedensgeste in die Lücke, welche die US-Regierung durch ihre Verweigerung diplomatischer Beziehungen aufgetan hat. Tucker Carlson ist laut Ploppa der ideale Mann um „als Volkstribun eine Art Parallelpolitik zu betreiben und sich mit Putin zusammenzusetzen. Es liegt in Carlsons Hand, einen möglichen nuklearen Weltenbrand zu verhindern, indem er massiv auf die Meinungsbildung in den USA, kurz vor den Wahlen, Einfluss nimmt.“
Für den Frieden birgt also allein das Zustandekommen des Interviews eine große Chance als eine Art Ersatz-Diplomatie der US-amerikanischen Opposition. Auch trägt Tucker Carlson laut dem Politologen Ploppa enorm dazu bei, das Heraufziehen eines multipolaren Zeitalters in der amerikanischen Gesellschaft zu thematisieren und zu normalisieren. „Überall auf der Welt wissen die „einfachen“ Leute, dass sich die Kräfteverhältnisse auf dieser Welt in den letzten Jahren massiv verändert haben. Nur den US-Bürgern und den Briten wird diese Wahrheit vorenthalten. So sagt es Carlson in seinem Ankündigungsvideo in Moskau. Und die Warnung der US-Regierung vor diesem landesverräterischen Interview mit dem Feind hat natürlich ein enormes Interesse erregt. Nach dem Motto: Verbotene Früchte schmecken am besten.“
Inhaltlich birgt das Interview wenig Überraschungen für alle, die sich bereits jetzt aus alternativen Nachrichtenquellen jenseits von Fox News und CNN (bzw. jenseits von Tagesschau und SPIEGEL) informieren. Wer die Dämonisierung des russischen Präsidenten nicht mitmacht, weiß längst, dass nicht imperiale Expansion, sondern ein stabiler Frieden in Europa im objektiven und subjektiven russischen Interesse liegt: „Putin ist kein Hardliner. Er ist immer noch Diplomat und möchte am liebsten einfach nur Frieden mit dem Westen.“
Für die Opposition, also für die Menschen, die weder „kriegstüchtig“ (Pistorius) noch „wehrfähig“ (Strack-Zimmermann) werden wollen, ist das Putin-Interview ein Mutmacher. Laut Hermann Ploppa hat das Gespräch in Moskau das Zeug zum „Gamechanger“, denn es „kann die zunehmende Kriegsmüdigkeit und Verdrossenheit über die Verrottung der amerikanischen Infrastruktur in sinnvolle friedliche Kanäle lenken.“ Für Hermann Ploppa ist klar, dass die internationale Friedensbewegung das Ende des amerikanischen Zeitalters für sich nutzen kann und muss, denn „Sicherheit und Wohlstand kann es letztendlich auf diesem Globus nur geben, wenn die Amerikaner ihren Anspruch auf Weltherrschaft endgültig aufgeben.“
Eine absolut lesenswerte Analyse! https://www.manova.news/artikel/ein-historisches-interview