Digitale Transformation, Smart Cities & Dateninfrastrukturen im Rheinischen Revier

Vortrag von Beate Schmidt-Härlen, Grevenbroich, NRW

Zum Vortrag bei YouTube

Beate Schmidt-Härlen ist 2020 als Ratsmitglied in den Stadtrat von Grevenbroich eingezogen und seit 2022, nach Austritt bei den Grünen, parteilos im Stadtrat.

Wir veröffentlichen an dieser Stelle einen Vortrag, den Frau Schmidt-Härlen Ende 2024 zum geplanten Hyperscale Zentrum in Grevenbroich gehalten hat.

Der Vortrag gliedert sich in folgende Themenbereiche:

  1. Digitale
  2. Smart Cities
  3. Dateninfrastrukturen im Rheinischen Revier
  4. Klimawandel als Argument für digitale Transformation
  5. Planungsprozesse in Grevenbroich
    • Hyperscaler
      • Gewerbegebiet Buchholzer Straße
      • am Gasthausbusch
      • Exkurs Bürgerbegehren, Kritik und Petition
    • Digitalpark
      • Kraftwerk Frimmersdorf
    • Starterflächen Kraftwerk Neurath, Interkommunales Gewerbegebiet Roki GV

Frau Schmidt-Härlen spricht über Rechenzentren, Überwachungsnetze und Smart Cities, die mitten in NRW entstehen. Ohne öffentliche Debatte und mit millionenschwerem Einsatz. Es entsteht ein digitales Ökosystem, das unsere Freiheitsräume beschneiden statt erweitern kann.

DieBasis NRW setzt auf Grundrechte und auf Mitbestimmung – nicht auf technozentrale Verwaltung.

dieBasis NRW setzt sich für das Grundrecht auf analoge Lebensführung ein, für lokale Entscheidungsfreiheit, Datenschutz und eine digitale Entwicklung, die dem Menschen dient – nicht seiner Kontrolle.

Digitale Transformation, Smart Cities und Dateninfrastrukturen im Rheinischen Revier

Inhalt Vortrag

Nach 20 Jahren politischer Arbeit bei den Grünen und seit 2020 als parteiloses Mitglied im Stadtrat von Grevenbroich beschäftigt sich Beate Schmidt Härlen intensiv mit Zukunftsthemen wie der digitalen Transformation. In diesem Vortrag beleuchtet sie zentrale Aspekte dieses Wandels:

  • Digitale Transformation: Der Begriff steht für tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Alltag, angestoßen durch technologische Entwicklungen. Klaus Schwab vom Weltwirtschaftsforum bezeichnete diesen Wandel bereits 2016 als Beginn einer technischen Revolution – heute sind wir mittendrin.
  • Smart Cities: Können Städte durch Digitalisierung lebenswerter, effizienter und nachhaltiger werden?
  • Dateninfrastrukturen im Rheinischen Revier: Welche digitalen Strukturen werden aktuell geplant und wie beeinflussen sie die Region?
  • Klimawandel als Treiber: Kann Digitalisierung dazu beitragen, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen?
  • Planungsprozesse vor Ort: Ein Blick auf konkrete Projekte und Entwicklungen in Grevenbroich.

Ziel ist es, Chancen und Risiken der digitalen Transformation sichtbar zu machen und Impulse für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung zu geben.

Smart Cities und digitale Infrastruktur im Wandel

Die Digitalisierung schreitet weltweit voran – auch in unserer Region. Aufbauend auf der Erkenntnis, dass wir uns mitten in einer technischen Revolution befinden, zeigt der Vortrag, wie dieser Wandel konkret Gestalt annimmt:

Smart Cities – globale Entwicklung mit lokalen Auswirkungen

  • Seit 2017 gibt es in Deutschland die Smart City Charta, 2019 folgte die internationale G20 Smart City Alliance.
  • Ziel ist es, Städte effizienter, nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten – oft auch im Sinne der sogenannten 15-Minuten-Städte.
  • Kritische Perspektiven weisen auf Aspekte wie umfassende Datenerfassung hin – durch Sensoren, Smart Meter und Verkehrsüberwachung.
  • In Deutschland werden aktuell 73 Modellkommunen gefördert – auch Grevenbroich bewirbt sich um eine entsprechende Förderung (Ratsbeschluss vom 12.12.).

Dateninfrastrukturen im Rheinischen Revier – Chancen im Strukturwandel

  • Eine Machbarkeitsstudie des Landes NRW (2021) sieht das Rheinische Revier als idealen Standort für digitale Infrastruktur.
  • Die Region liegt an zwei wichtigen europäischen Datenverkehrsachsen (Nord-Süd und Ost-West) – ein echter Standortvorteil.
  • In der „Blauen Banane“ (einem europäischen Wirtschaftskorridor von Dublin bis Genua) leben 110 Mio. Menschen – viele davon sind in unter 40 Millisekunden digital erreichbar.
  • Hohe Versorgungssicherheit und verfügbare Gewerbeflächen machen die Region zusätzlich attraktiv.

Geplante Infrastruktur im Detail

  • Drei Hyperscaler-Rechenzentren (u. a. in Grevenbroich, Bergheim, Bedburg)
  • Ein integriertes Datendrehkreuz für einen möglichen Internetknotenpunkt
  • Ein Digitalpark – als Voraussetzung für rentable Großprojekte und potenzielle Gewerbesteuerquellen

Hyperscaler ermöglichen es, blitzschnell große Rechenkapazitäten weltweit zu nutzen – sie sind Grundlage für Künstliche Intelligenz, IoT und Big Data.
Ein solches Zentrum benötigt jährlich rund 600 GWh Strom – vergleichbar mit dem Bedarf einer Großstadt wie Wuppertal.

Diese Entwicklungen zeigen, wie eng die Zukunft der Region mit Fragen der Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Standortentwicklung verknüpft ist – und welche Chancen und Herausforderungen damit einhergehen.

Hyperscaler-Rechenzentrum und Digitalpark Grevenbroich

Im Stadtrat von Grevenbroich wird über die Ansiedlung eines Hyperscaler-Rechenzentrums mit angeschlossenem Digitalpark auf einer 19 Hektar großen Fläche am Rande des Stadtgebiets diskutiert. Dieses Vorhaben ist ein Teil des Strukturwandels in der Region und zielt darauf ab, die Wirtschaft zukunftsfähig zu gestalten und hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen. Trotz einer breiten Mehrheit im Rat stieß das Projekt auf Widerstand einer Bürgerinitiative, die unter anderem Bedenken hinsichtlich Klimaauswirkungen und Flächenverbrauch äußerte.

In einer kritischen Rede wurde der Vorwurf zurückgewiesen, es handle sich um ein „Greenwashing“-Projekt. Stattdessen wurde betont, dass Digitalisierung ein entscheidender Hebel für mehr Nachhaltigkeit sei – etwa durch Effizienzsteigerungen in Produktion, Verkehrssteuerung oder der öffentlichen Verwaltung. Das Rechenzentrum sei energieeffizient geplant, nutze Abwärme und moderne Kühltechnologien, und werde mit Strom aus regenerativen Quellen betrieben. Ein Weiterbetrieb mit fossiler Energie sei ausgeschlossen.

Gleichzeitig wurde auf die schwierige Ausgangslage der Region hingewiesen: Nach dem Kohleausstieg steht Grevenbroich vor einem wirtschaftlichen Umbruch. Der Digitalpark biete nun die Chance, den Strukturwandel aktiv zu gestalten – mit Arbeitsplätzen, Gewerbesteuereinnahmen und attraktiven Perspektiven für junge Menschen. Im Gegensatz dazu stünden rein symbolische Klimaaktionen oder der Ruf nach Flächenstilllegung ohne Substanz.

Auch die Rolle von Bürgerinitiativen wurde differenziert betrachtet. Während konstruktive Beteiligung ausdrücklich begrüßt wird, wurde Kritik an reflexhafter Ablehnung und mangelnder Differenzierung geäußert. Es sei wichtig, nicht in alten Denkmustern zu verharren, sondern die Chancen der digitalen Transformation aktiv zu nutzen – für eine klimafreundliche, wirtschaftlich starke und lebenswerte Zukunft in Grevenbroich.

Welche Wirkung hat die Digitalisierung auf Menschen?

Für Frau Schmidt-Härlen werden Menschen zur Zeit zu Technologie-Bedienern. Einander entfremdet und isoliert und stark in den Virtuellen Raum gezogen. Wir kennen alle diese Bilder: im Museum, in der Straßenbahn: die Menschen schauen nicht sich gegenseitig oder das Kunstwerk an, sondern schauen in ihr Mobilgerät. Der Sog in den virtuellen Raum wird so groß, dass der reale Raum nicht mehr wahrgenommen wird. Darin liegt eine Gefahr. Dabei wird die Abhängigkeit von Technologie geschürt. Wissen ist im Computer zu finden. Zunehmend werden die Menschen von Medieninformationen gesteuert. Mit abnehmender Handlungsfreiheit? Technologische Barrieren werden evtl. aufgebaut, es gibt Google Maps, warum Karten oder den Weg noch kennen?

Hier wird verwiesen auf Studien zu elektromagnetischen Funkquellen. Beate Schmidt-Härlein verweist auf den YouTube Film ,,digitales Dilemma“ und auf Studien zur Diagnose Funk.

Fazit

Der Diskurs um die Sinnhaftigkeit von digitalen Projekten wird nicht geführt. Die Dateninfrastuktur und Zugriffsrechte müssen demokratisch transparent geregelt werden. Das Data-Business ist zu sehr in privater Hand (z.B. Microsoft), um nachvollziehen zu können, in wessen Hand sich Daten befinden, als das es freie, demokratische Strukturen unterstützen könnte. Wir müssen den Dialog um eine geordnete Digitalisierung selbst anstoßen.

Weiterführende Informationen und Quellen

https://www.bund-nrw.de/presse/detail/news/79000-fordern-umplanung-der-hyperscaler-im-rheinischen-revier

https://www.land.nrw/pressemitteilung/von-der-kohle-zur-ki-plaene-fuer-ki-rechenzentren-von-microsoft-im-rheinischen

https://www.grenzlandgruen.de/Hyperscaler