Eine Position von Patrick Krone
Die schleichende Macht der Maschine
Künstliche Intelligenz wirkt auf den ersten Blick freundlich, hilfsbereit, beinahe fürsorglich. Wer ChatGPT, Gemini oder DeepSeek eine Frage stellt, erhält eine Antwort, die meist höflich, umfassend und scheinbar neutral klingt. Genau darin liegt die Gefahr. Die Systeme geben uns das Gefühl, ernst genommen zu werden. Sie servieren uns die Antworten, die wir uns insgeheim wünschen. Doch was wie Wohlwollen wirkt, ist in Wahrheit eine Form der subtilen Beeinflussung. Wir verlernen, unbequeme Fragen zu stellen und wir gewöhnen uns an eine digitale Umgebung, in der immer alles glattgeschliffen und plausibel klingt.

Vom Denken ins Abhängig sein
Die menschliche Bequemlichkeit ist der beste Freund der künstlichen Intelligenz. Wer sich das Denken abnehmen lässt, stumpft ab. Einfache Handlungen einen Text formulieren, einen Arbeitsprozess planen, eine politische Meinung bilden werden ausgelagert. Schritt für Schritt verschiebt sich die Grenze zwischen eigener Reflexion und fremdbestimmtem Denken. Das Ergebnis ist fatal. Wie Reich-Ranicki einmal bissig formuliert hatte: Die Schlauen werden schlauer und die Dummen werden dümmer. KI verstärkt diesen Effekt, denn sie liefert dem Gebildeten zusätzliche Werkzeuge, während sie den Unbedarften in eine Abhängigkeit von Antworten ohne Tiefgang treibt.
Wie KI wirklich funktioniert
Große Sprachmodelle arbeiten nicht mit Wahrheit, sondern mit Wahrscheinlichkeiten. Milliarden von Datenpunkten werden ausgewertet, um vorherzusagen, wie der nächste Satz wohl klingen müsste. Das erzeugt Texte, die überzeugend wirken, auch wenn sie inhaltlich fragwürdig sind. Künstliche Intelligenz lernt schnell, passt sich an, verbessert ihre Rhetorik. Doch Sinn, Moral oder Wahrheit kennt sie nicht. Was bleibt, ist eine Maschine, die umso gefährlicher ist, je mehr Menschen ihr blind vertrauen.
Wer die Strippen zieht
Hinter OpenAI steht längst nicht mehr nur ein Forschungsgeist, sondern ein Milliardenbusiness. Microsoft hat sich ber 10 Milliarden Dollar Anteile gesichert und kontrolliert einen großen Teil der Profite. SoftBank, Nvidia, Thrive Capital und andere Konzerne pumpen zusätzliche Milliarden in den KI-Hype. Projekte wie Stargate, eine geplante Mega-Infrastruktur für Künstliche Intelligenz, verschlingen Summen im dreistelligen Milliardenbereich. Die Macht liegt also nicht bei den Bürgern, sondern bei globalen Konzernen, deren Ziel nicht das Gemeinwohl, sondern Rendite ist.
Politische Gefahren
Künstliche Intelligenz liefert nicht nur Antworten, sie setzt auch Maßstäbe. Studien belegen, dass Modelle wie ChatGPT oder Gemini ideologische Schlagseiten haben. Inhalte werden gefiltert, Tendenzen verstärkt, Narrative reproduziert. Damit wird Politik nicht mehr nur durch Menschen beeinflusst, sondern durch Algorithmen, die in Konzernzentralen entworfen wurden. Eine Demokratie, die sich von solchen Werkzeugen abhängig macht, verliert die Fähigkeit zur echten Debatte.
Ökologische und ökonomische Kosten
Die freundliche Stimme der KI hat eine schmutzige Kehrseite. Jede Antwort, die wir abrufen, frisst Energie. Rechenzentren benötigen gigantische Mengen Strom und Wasser. Während die Tech-Konzerne Effizienz versprechen, steigen die tatsächlichen Umweltkosten rapide. Hinzu kommt die ökonomische Blase. Selbst Sam Altman, Chef von OpenAI, warnte bereits, dass gigantische Summen in die Technologie fließen, ohne dass klar ist, ob sich die Investitionen je lohnen. Am Ende verlieren nicht die Konzerne, sondern die Gesellschaft, die Ressourcen und Freiheit verspielt.
Grundrechte als Schutzschild
Wir, die Basisdemokratische Partei NRW fordern zwei fundamentale Rechte, die genau hier ansetzen. Erstens das Grundrecht auf analoges Leben. Jeder Mensch muss die Freiheit haben, ein Leben ohne digitale Abhängigkeit führen zu können, ohne dass ihm gesellschaftliche Nachteile entstehen. Zweitens das Grundrecht auf digitale Integrität. Niemand darf gezwungen oder manipuliert werden, seine Entscheidungen, Daten oder Gedanken einer Maschine zu unterwerfen. Diese Forderungen sind keine romantische Utopie, sondern eine Notwendigkeit in einer Welt, in der die digitale Schlange immer fester zupackt, während sie uns mit ihrem Service hypnotisiert.
Was bleibt
Künstliche Intelligenz ist kein neutraler Helfer, sondern ein Machtinstrument. Sie verstärkt Unterschiede, sie unterwandert unser Denken, sie lenkt uns in Bahnen, die wir nicht selbst gewählt haben. Sie wird gefüttert von Konzernen, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Sie verführt uns mit scheinbarer Freundlichkeit und erdrückt uns am Ende mit Abhängigkeit.
Wenn wir unsere Freiheit bewahren wollen, brauchen wir den Mut, den Würgegriff zu lösen. Wir müssen wieder selbst denken, selbst entscheiden, selbst gestalten. Nur dann haben wir die Chance auf ein digitales Leben, das menschlich bleibt.